Großes Fass des Heidelberger Schlosses, Heidelberg

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Großes Fass des Heidelberger Schlosses

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Jährlich bestaunen rund 500 000 Menschen das heutige Große Fass im Heidelberger Schloss  1 . Es gab insgesamt vier Riesenfässer.

Das erste Große Fass

Das erste große Fass im Heidelberger Schloss  1  (Johann-Casimir-Fass) wurde von Küfer Michael Werner aus Landau 1591 unter Johann Casimir gebaut und hatte ein Fassungsvermögen von 130 000 Litern. Es wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört, sein Holz verfeuert.

Im Halberstadter Jagdschloss wurde etwa drei Jahre nach der Fertigstellung des ersten Heidelberger Fasses ein Weinfass vom selben Küfer, Michael Werner aus Landau, gebaut, nur größer. Dieses Fass ist bis heute dort erhalten.

Lobgedicht von Anton Praetorius auf das erste Große Fass im Heidelberger Schloss

Anton Praetorius, Pfarrer im Ort Dittelsheim und späterer Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter, unternahm 1594 eine Reise nach Heidelberg in die Hochburg des reformierten Glaubens. Neben einer genauen Beschreibung der Ausmaße des Fasses pries er in seinem 1595 erschienenen Gedicht Vas Heidelbergense das Große Fass im Heidelberger Schloss  1  als sichtbaren Beleg für die Überlegenheit des calvinistischen Glaubens.

Er widmete die Schrift dem reformierten Kurfürsten Friedrich IV., in dessen Amtszeit die Vollendung des ersten Großen Fasses fiel. Das weltweit einzige Exemplar des Gedichtes befindet sich in der Berliner Staatsbibliothek. Acht Seiten des erhaltenen Exemplares wurden gedruckt, die restlichen sieben Seiten sind handschriftlich überliefert. Die Buchstaben auf der Titelseite sind grafisch kunstvoll in Form eines großen Weinfasses angeordnet. Praetorius war der erste, der mit seinem Werk die Weltöffentlichkeit auf das Riesenfass der Neckarstadt aufmerksam machte und es auf den Weg zum Weltruhm brachte.

Auszug aus dem Gedicht:

:Persönlich betrachtet; auch kann er
:Viele kommen daher aus der Ferne
:Sehen zu können, gleichwie ich selbst kürzlich tat.
:Besichtigt, wenn sich eine passende Gelegenheit ergibt.
:Gibt’s nicht, soweit der riesige Erdkreis reicht.
:Denn keiner vermag es zu glauben, wenn er’s nicht hat geschaut.
:Des ewigen Gottes überall heller.

(Übersetzung aus dem Lateinischen von Burghard Schmanck)

Das zweite Große Fass

Kurfürst Karl Ludwig ließ 1664 unter Leitung des Heidelberger Kellermeisters Johannes Meyer ein neues Fass bauen, das 195 000 Liter fasste und einen Tanzboden erhielt. Es überstand die Zerstörung des Schlosses durch die Franzosen in den Jahren 1689 und 1693. Wegen fortschreitenden Zerfalls wurde 1702 eine Reparatur durchgeführt ohne grundlegende Verbesserung des Zustands des Fasses.

Das dritte Große Fass

Erst 1724 und 1727 / 1728 wurde eine Rundumerneuerung durchgeführt, die das dritte Fass zum Ergebnis hatte. Es fasste 202 000 Liter und war damit ca. 4700 Liter größer geworden. Doch das Fass wurde immer wieder undicht, so dass schon 1740 von der Hofkammer ein Neubau geplant wurde.

Das vierte Große Fass

Das vierte Fass wurde 1751 vollendet und hatte ein Fassungsvermögen von 228 000 Litern. Heute fasst es noch 219 000 Liter nach Eintrocknung des Holzes. Es wurde nur drei Mal gefüllt, weil es nie dicht war. Als Attraktion für die Besucher des Schlosses blieb es jedoch erhalten.
Dieses Fass kann man heutzutage im Heidelberger Schloss  1  sehen.

Perkeo - der Fasswächter

Auf das Große Fass schaut die Statue des Fasswächters Perkeo, Symbol des Weingenießers. Der Legende nach hatte der Kurfürst Karl Philipp einen Zwerg aus Tirol gefragt, ob er das Große Fass allein austrinken könne. Der soll geantwortet haben: "Perché no?" (was auf italienisch bedeutet: warum nicht?). Daraus könnte dieser Name des Fasswächters Perkeo entstanden sein.

Literatur

  • Andreas Cser/Stefan Wiltschko: Das Große Fass im Schloss Heidelberg. Neckargemünd-Dilsberg, 1999, ISBN 3-931033-26-0
  • July Sjöberg (bearb.): Das große Fass zu Heidelberg - ein unbekanntes Kapitel kurpfälzischer Kunstgeschichte. Neckargemünd-Dilsberg, 2004, ISBN 3-931033-33-3
  • Hartmut Hegeler/Stefan Wiltschko: Anton Praetorius und das 1. Große Faß von Heidelberg. Unna 2002, ISBN 3-9808969-0-0
  • Andreas Cser/Stefan Wiltschko: Die vier großen Fässer im Schloss Heidelberg. Zur Bau-, Kunst-, Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte. Neckargemünd-Dilsberg, 2006

Literaturstellen

Das Heidelberger Fass kommt in Jules Verne's Fünf Wochen im Ballon, Washington Irving's The Specter Bridegroom, Mary Hazelton Wade's Bertha und bei Mark Twain in A Tramp Abroad vor. Auch in Herman Melville's Moby Dick findet man es.

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